Hilf mir es selbst zu tun

italienische Gedenkbriefmarke Maria Montessori

Maria Montessori (1870-1952), die berühmte Pädagogin und Gründerin der nach ihr benannten Montessori-Schulen, tat einst diesen weisen Ausspruch.

Was aber, wenn man in bestimmten Bereichen aufgrund einer Beeinträchtigung wie beispielsweise einer Sehbehinderung, gewisse Dinge nicht allein tun kann?

Nehmen wir als tägliches Beispiel den Computer. Jeder hat mittlerweile einen in Besitz, sei es in Form eines Desk- oder Laptops. Zudem gehören Smartphones und Tablets zum täglichen Gebrauch. Alle diese Geräte bedient ein sehender Mensch über einen Bildschirm bzw. Touchscreen. Eine stark sehbehinderte oder, wie in meinem Fall blinde Person bedient sich eines sogenannten Screenreaders. Eine Sprachausgabe liest mir die Informationen auf dem Monitor oder des Touchscreens vor. Mit bestimmten Befehlen und Gesten ist es mir möglich, einen PC oder ein Smartphone/Tablet zu steuern und den Informationen der Sprachausgabe zu folgen.

Habe ich per USB oder Bluetooth eine Braillezeile an meinen PC/Laptop, mein Smartphone oder Tablet angeschlossen, so kann ich mir die Informationen auch in Punktschrift anzeigen lassen. Dadurch kann ich gut nachvollziehen, wie bestimmte Wörter geschrieben werden, was z.B. für Fremdsprachen sehr vorteilhaft ist.

Jedoch sind Hilfsmittel für mich nicht nur im IT-Bereich entscheidend.

Nehmen wir an, ich stehe in der Küche und möchte etwas abwiegen. Eine "normale" Küchenwaage besitzt eine Anzeige, auf der ein sehender Mensch genau feststellt, wieviel er gerade abwiegt. Dies teilt mir eine sympathische Stimme mit französischem Akzent mit: "swei-undert-siepsisch Gramm". Es gibt auch sprechende Waagen mit österreichischem Dialekt, wenn man das lieber möchte. Mittlerweile wiegt mein sehender Mann alles mit meiner sprechenden Waage ab, die keine optische Anzeige besitzt.

Mit Hilfe eines sprechenden Thermometers lasse ich mir die Innen- und Außentemperatur ansagen. Den sprechenden Wecker hat inzwischen mein iPhone ersetzt.

Icon Greta App

Viele Apps dienen mir täglich als Hilfsmittel. Bin ich im Kino, nehme ich "Greta"(für Iphone/ für Android) mit. Dank dieser App erhalte ich zu einem Film die entsprechende Bildbeschreibung (Audiodeskription), welche über Kopfhörer in meine Ohren kommt. So kann ich dem Film problemlos folgen, ohne dass ich auf die zugeflüsterte Beschreibung anderer Kinobesucher angewiesen bin. Für gehörlose Menschen gibt es über diese App die Möglichkeit, Untertitel angezeigt zu bekommen.

Icon Seeing AI App

Eine weitere hilfreiche App für Blinde ist "Seeing AI". Die Kamera im Smartphone halte ich über ein gedrucktes Dokument und kann mir dessen Inhalt vorlesen lassen. Schickt mir jemand per Whatsapp ein Foto, erkennt "Seeing AI", was sich auf dem Foto befindet und liefert mir die Informationen per Sprache.

Auch die gute "Alexa" von Amazon bewährt sich in meinem Alltag immer mehr. Wenn ich beim Fitnesstraining auf dem Crosstrainer Musik abspielen möchte, muss ich nicht länger am Smartphone herumsuchen, bis ich passende Musik gefunden habe. Ich sage einfach: "Alexa, spiele Hits der 80iger" und schon geht's los.

Der heutigen Technik ist es zu verdanken, dass ich in vielen Bereichen, sei es im Arbeits- oder Privatleben Hilfe bekomme, die ich früher auf andere, umständlichere Weise erhielt, meistens durch eine "Hilfs-Person".

Liebe, hilfreiche Menschen sind keinesfalls durch Technik zu ersetzen und es gibt immer wieder Situationen, in denen ich auf Hilfe anderer Personen angewiesen bin, was für Sehende aber ebenfalls zutrifft.

Hilfsmittel bieten mir jedoch ein großes Stück Unabhängigkeit.

 

Anne Kochanek


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